Angst! Überall ist nur noch Angst! Jeden Tag hören, sehen oder lesen wir Nachrichten. Jeden Tag habe ich das Gefühl es wird immer schlimmer und es gibt immer mehr schlechte Nachrichten von Hunger, Krieg, Hass, Naturkatastrophen und Tod. Jeden Tag, so erscheint es mir, haben die Menschen mehr und mehr Angst. An diesem Wochenende ist Karneval und ich höre von Freunden, dass sie auf Karneval in Köln dieses Jahr verzichten, lieber in ruhigem Kreise ein bisschen feiern gehen. Die Medien machen mit. Sie schüren die Angst der Menschen und spielen mit ihr. Alle werden über einen Haufen gekehrt: Flüchtlinge seien schlecht, egal aus welchem Land sie kommen. Sie seien keine Westeuropäer und somit sind sie nicht gerne bei uns gesehen. Sie sind Muslime – was obendrein noch drauf kommt! Und sie sind nicht weiß.
Der Focus zeigt auf dem Titelblatt eine weiße blonde Frau mit schwarzen Handabdrücken, die die Afrikaner repräsentieren sollen in der Silvesternacht. Gibt es keine Grenzen mehr?
Was aber sollen wir mit den Nachrichten anstellen? Durch die Globalisierung kennen wir nicht nur unsere eigenen Probleme, sondern auch die der Welt! Wir fühlen uns ihnen gegenüber ohnmächtig. Was also können wir tun? Denn Probleme zu verschweigen ist da auch die falsche Lösung. So zu tun als hätten wir keine Probleme, als würde die Flüchtlingssituation keine Spuren hinterlassen. Als gäbe es keine Gewaltangriffe von Menschen, die sich bedroht fühlen. Im zweiten Timotheus Brief steht:
„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ [1]
Der Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit. Als ich dies zum ersten Mal gelesen habe fragte ich mich, wie ich diesen Geist spüren in solch einer Welt sollte. Was soll das überhaupt mit dem Geist? Ich brauche etwas handfestes, eine Anleitung wäre gut. Was soll ich eigentlich tun? Ich glaube es geht hierbei vor allem darum, dass wir keine Angst haben. Angst nützt uns nichts, sie verstockt und macht uns steif. Sie lässt uns verstecken und abwarten was passiert. Wir werden durch sie nicht zu Handelnden, obwohl Gott genau das will, denn deswegen hat er uns den Heiligen Geist gesendet – wir sollen das Evangelium verkünden! Wir sollen dafür einstehen, wofür Jesus eingestanden ist. Und wir müssen das selbst hinkriegen, ohne eine Anleitung.
Wir haben den Geist der Kraft, damit wir mutig uns gegen diejenigen stellen, die uns Angst machen, die uns angreifen und unsere Humanität bedrohen. Wir haben den Geist der Liebe, weil es nicht um unseren Egoismus geht, sondern um die Menschen. Egal welcher Hautfarbe, egal welches Glaubens, egal ob arm oder reich. Und wir haben den Geist der Besonnenheit, damit wir klug und ohne Gewalt handeln. Damit wir uns in der ganzen Situation nicht vergessen und weder Panik noch Angst schüren, sondern Vertrauen weiter geben können.
Und wenn die Angst auch nicht ganz weg geht, dann sind wir nicht alleine. Gott ist auf unserer Seite und wir haben die Menschen, die wir lieben.
[1] 2. Tim 1,7